Bitte scrollen Sie nach unten
Login


Passwort vergessen?     Login schliessen

„Ich nehme die Sorgen der Menschen sehr ernst“


Eine Stunde lang konnten sich Augsburger Schülerinnen und Schüler online mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek austauschen.

 

Es sei sein damaliger Sozialkundelehrer gewesen, der ihn selbst schon als Gymnasiasten zur Politik brachte, erzählte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek vor über 100 Schülerinnen und Schülern der 9. bis 11. Jahrgangsstufe des Augsburger Gymnasiums Maria Stern: „Mein Sozialkundelehrer saß im Kreistag und führte mit uns Schülerinnen und Schülern politische Debatten im Unterricht. Damit hat er es geschafft, mich für die Politik zu gewinnen.“

Die Schülerinnen und Schüler gingen gut vorbereitet in eine Online-Diskussion via Teams mit dem Minister. Der Sinn von Ausgangssperren, die Sicherheit der Impfstoffe, Hilfe bei psychischen Problemen im Lockdown, die hohe Auslastung der Krankenhäuser durch COVID-Patienten und der Wunsch, endlich wieder zusammen Sport machen zu können – das sind nur einige der Themen, die den Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln brennen.

„Mir ist es ganz wichtig, dass wir Beratungsangebote haben für diejenigen, die psychisch unter der Corona-Krise leiden“, sagte Minister Holetschek. „Und ich denke auch an die Patientinnen und Patienten, die unter Long-COVID leiden, also unter den zum Teil erheblichen Langzeitfolgen einer durchgemachten Corona-Erkrankung. Für diese Menschen brauchen wir Therapieangebote.“

Einige der Schüler wünschen sich ein schnelles Impfangebot für 16-Jährige. Der Minister sagte dazu: „Wir hängen von den Impfstofflieferungen des Bundes ab.“

Klaus Holetschek machte klar: „In der dritten Welle, die uns gerade Sorgen macht, kommen wir um Beschränkungen wie die Ausgangssperre nicht herum. Wir wissen aus Studien, dass wir durch diese den R-Wert senken können. Aber wir Politiker stehen auch nicht morgens auf und überlegen uns, wo wir wieder etwas zusperren können. Wir nehmen die Sorgen der Menschen sehr ernst, haben aber auch eine große Verantwortung.“

Dass die Politik trotz aller notwendigen Corona-Maßnahmen die Grundrechte nie aus den Augen verliere, versicherte Holetschek den Schülerinnen und Schülern. „Ich weiß, dass viele Menschen inzwischen zermürbt sind.“ Gegen Niedergeschlagenheit helfe doch Sport, wandten die Schülerinnen und Schüler mehrmals ein und bohrten nach, weswegen nicht mehr sportliche Aktivitäten im Freien möglich seien. Holetschek stimmte den Jugendlichen zu: „Wir arbeiten daran, dass der Sport wieder stufenweise anlaufen kann. Ich weiß selbst, wie wichtig dieser als Ausgleich ist.“

Aus der Pandemie gelte es Lehren zu ziehen, „zum Beispiel für unsere Krankenhäuser, aber auch für die Pflege. Wir müssen unbedingt für bessere Arbeitsbedingungen für das Personal sorgen.“ Auch der Minister kennt die Dokumentation von Joko und Klaas zum Thema Pflegenotstand, „sie hat gezeigt, was die Menschen da wirklich täglich leisten.“

Dass auch er mal an seine Belastungsgrenzen kommt, gab der Minister im Gespräch mit den Schülern unumwunden zu. Tag und Nacht im Einsatz zu sein, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, sei anstrengend. „Aber ich habe im Ministerium ein tolles Team, das mich unterstützt, mit Informationen versorgt und berät.“ Der Rat des Ministers an die Schülerinnen und Schüler lautete: „Es ist wichtig, immer authentisch zu bleiben. Man darf auch mal Fehler machen, aber man sollte aus ihnen lernen.“

Das Online-Gespräch hatten die Maria-Stern-Lehrer Oliver Schönwälder, Clemens Bausch und Bernhard Ledermann organisiert. Letzterer stellte den Kontakt zu Klaus Holetschek her, den er noch aus dessen Zeit als Bürgermeister von Bad Wörishofen kennt. Am Ende des Gespräches dankte Schulleiterin Angelika Mäule-Wagner dem Minister für dessen spontane Zusage zu dem Gespräch und die Bereitschaft, in sehr fordernden Zeiten sich eine Stunde lang mit Schülerinnen und Schülern ihrer Schule auszutauschen.

Beitragsbild: Der Neuntklässler Emilian Limmer und die Zehntklässlerin Anna-Katharina Siegert (auf dem Bildschirm) moderierten ein Gespräch mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links), der aus München zugeschaltet war. Foto: Gesundheitsministerium 

Text: Bernhard Ledermann